Santina Farago
Mama von einem Wirbelwind und einer Sturmrakete • Diplom-Betriebswirtin (BA) • Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungslehrerin • 2. Lehrergrad WingTsun (EWTO) •Gewaltpräventionsexpertin • Buchstaben-Jongleurin
In der Grundschule fing alles an ...
Eisblaue Augen blitzten mich an. „Ich kann dich nicht leiden“, sagte Carla. Sie verschränkte ihre Arme, wobei sie ihren blonden Zopf unter ihrer Achsel einklemmte.
Kleine Nadeln bohrten sich in mein Herz. Ich drehte mich um und rannte weg.
Nach der Grundschule trennten sich unsere Wege. Zwei Jahre später wehcselte ich die Schule und begegnete Carla wieder.
„Ich kann dich nicht leiden“, sagte Carla wieder. Im Unterschied zur Grundschulzeit hatte sie nun auch die Mitschüler hinter sich.
„Du darfst nicht mitspielen. Geh weg“, hörte ich bald nicht nur von ihr, auch die anderen machten mit. Irgendwann riefen sie mir „Nosedancer“ hinterher und „Bestimmt lügst du auch wie Pinocchio.“
Carla hatte es in kürzester Zeit geschafft, meine neue Klasse gegen mich aufzubringen.
Die Nadeln verwandelten sich in Pfeile, die tiefer in mein Herz stießen. Ich fasste mir an die Nase und Ja, meine Nase war wirklich lang.
Erst heulte ich und dann sparte ich, denn eine Schönheits-OP sollte mein Nasenproblem lösen. (Zum Glück kam nie genug heinein, denn heute ich mich so, wie ich bin.)
Gleichzeitig verkrümelte ich mich in das Online-Computerspiel EverQuest, das mein älterer Bruder spielte. In EverQuest mochte man mich und mein Computer-Ich war stark und selbstbewusst.
Selbstbewusste und starke Frauen aus Kung-Fu-Filmen, die sich mit coolen Moves zur Wehr setzen, fand ich schon immer beeindruckend. Doch ich levelte lieber weiter meine Computerfigur.
Erst während meiner Abiturzeit hörte ich damit auf. Als neu eingeschriebene Studentin beschloss ich Kung-Fu zu lernen, damit ich mich genauso verteidigen konnte, wie die Helden aus den Kung-Fu-Filmen!
Nach meinem Studium heuerte ich bei einer Bank an. Doch in meinem Herzen hatte ich den Wunsch, meine Beruf zu meinem Beruf zu machen.
Irgendwann war ich stark und mutig genug, um meinen Bankjob hinter mir zu lassen, und reiste zwei Jahre mit meinem jetzigen Mann durch die Welt.
Nach unserer Reise machte ich eine Berufsausbildung zur WingTsun-Lehrerin bei der größten Selbstverteidigungsorganisation weltweit (EWTO).
Mit meinem Mann unterrichte ich seit vielen Jahren hauptberuflich Kinder und Erwachsene in Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.
Kein „Kobold Stinkstiefel“ soll die Herzen unserer Kinder verletzen können. Wörter wie Pinocchio oder Nosedancer sollen an ihnen abperlen wie Regentropfen an einer Fensterscheibe. Wenn sie körperlich angegriffen werden, sollen sie sich angemessen zur Wehr setzen können. Selbstbewusst und stark sollen sie groß werden.
Das. Ist. Meine. Mission.